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Top-25 der ungelösten Verschlüsselungen – Platz 19: Das Rätsel der chinesischen Goldbarren

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Sieben chinesische Goldbarren, die 1933 hergestellt wurden, geben Rätsel auf. Auf ihnen sind einige verschlüsselte Zeilen abgebildet, die bisher niemand dechiffrieren konnte. Leider ist recht wenig über die Hintergründe bekannt.

 

Vor ein paar Jahren erhielt die Kryptologen-Organisation IACR Post von einem Museum in den USA. Der Kurator dieses Museums schickte Fotos von sieben Goldbarren, auf denen jeweils mehrere verschlüsselte Textzeilen zu sehen waren. Er hoffte, dass die IACR zum Lösen dieser Kryptogramme beitragen konnte. Bisher konnte jedoch noch niemand die Verschlüsselung knacken.

Was der Kurator wohl nicht wusste: Die IACR (International Association for Cryptologic Research) ist für ein solches Kryptologie-Problem der falsche Ansprechpartner. Die IACR beschäftigt sich kaum mit historischen Kryptogrammen, sondern mit moderner, computergestützter Kryptologie. Besser wäre es gewesen, sich an die American Cryptogram Association oder an die Fachzeitschrift Cryptologia zu wenden.

Goldbar-1

Quelle: IACR

Die IACR stellte die wichtigsten Details zu diesem Kryptogramm hier auf ihre Web-Seite – versehen mit dem Hinweis, dass man nicht alle relevanten Informationen dazu habe und dass man den Autor nicht mit Anfragen belästigen solle. Außerdem sind zwei Postadressen mit Fax- und Telefonnummer angegeben, über die man angeblich mehr erfahren kann (E-Mail-Adressen werden nicht genannt).

Auf der IACR-Web-Seite erfährt man, dass die Goldbarren vermutlich 1933 für einen General Wang in Schanghai hergestellt wurden. Sie sollen eine Bescheinigung dafür sein, dass der Besitzer ein Konto bei einer Bank in den USA hat (es ist aber unklar, ob dieses Konto je existiert hat). Es finden sich einige chinesische Schriftzeichen darauf, die man lesen kann (es geht unter anderem um eine Geldtranstaktion in Höhe von 300 Millionen Dollar). Die Goldbarren wiegen zusammen 1,8 Kilogramm.

Einige der verschlüsselten Zeilen wiederholen sich. Insgesamt gibt es 16 verschiedene Zeilen:

SKCDKJCDJCYQSZKTZJPXPWIRN 	length 25
MQOLCSJTLGAJOKBSSBOMUPCE 	length 24
RHZVIYQIYSXVNQXQWIOVWPJO 	length 24
FEWGDRHDDEEUMFFTEEMJXZR 	length 23
XLYPISNANIRUSFTFWMIY		length 20
HFXPCQYZVATXAWIZPVE		length 19
YQHUDTABGALLOWLS		length 16
UGMNCBXCFLDBEY			length 14
ABRYCTUGVZXUPB			length 14
JKGFIJPMCWSAEK			length 14
KOWVRSRKWTMLDH			length 14
HLMTAHGBGFNIV			length 13
MVERZRLQDBHQ			length 12
VIOHIKNNGUAB			length 12
GKJFHYXODIE			length 11
ZUQUPNZN			length 8

Unklar bleibt, von welchem Museum die Anfrage kam und wer die Goldbarren derzeit besitzt (vermutlich ist es das Museum). Der Leser erfährt noch nicht einmal, wann die Anfrage an die IACR gestellt wurde.

Goldbar-2

Quelle: IACR

Wie mir scheint, hat bisher niemand weitere Details zu den chinesischen Goldbarren recherchiert. Die Goldbarren-Kryptogramme tauchen zwar auf einigen Web-Seiten (und insbesondere auf einigen Top-10-Listen der ungelösten Verschlüsselungsrätsel) auf, doch dabei werden stets nur die Informationen von der IACR-Seite wiederholt. Für mich ist dieses Kryptogramm die Nummer 19 in der Liste der 25 bedeutendsten ungelösten Kryptogramme.

Vielleicht werde ich bei Gelegenheit selbst etwas recherchieren. Fürs erste dürfte eine Mail an die IACR sowie zwei Faxe an die angegebenen Kontaktpersonen genügen. Vorher würde mich aber noch interessieren, ob ein Leser zur Erhellung dieser Sache beitragen kann. Gibt es vielleicht doch noch eine Informationsquelle, die ich übersehen habe? Kann jemand etwas zur Lösung der Verschlüsselung beitragen? Hier sind alle Goldbarren abgebildet, und hier gibt es die transkribierten Texte. Viel Spaß beim Rätseln!

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